NZZ im digitalen Niemandsland

Online-Journalismus

Ich melde mich kurz zurück und entschuldige mich bei dieser Gelegenheit für meine Blog-Abwesenheit, die noch kurze Zeit anhalten wird. Eine Geschichte konnte jedoch nicht länger warten:

Frage: Wie manövriert man sich als Online-Zeitung ins digitale Abseits? Man zerstört von heute auf morgen alle Permalinks der eigenen Artikel.

Jetzt hat auch die NZZ digital dichtgemacht. Alle Links zu NZZ-Artikeln, die vor dem 29. Januar 2005 erschienen sind, funktionieren nicht mehr. Links von Weblogs oder anderen Websites auf ältere NZZ-Artikel hatten in der Vergangenheit noch funktioniert, während das NZZ-Online-Archiv schon seit längerer Zeit kostenpflichtig ist.

Der Medienspiegel hat nachgefragt und folgende Antwort erhalten:

«Alle NZZ Online-Artikel (d.h. solche welche durch die Online Redaktion erstellt wurden und bei denen ‚NZZ Online‘ beim Timestamp steht) werden weiterhin unbeschränkt zugreifbar sein. Alle NZZ- und NZZaS-Artikel werden nur am Tag der Publikation mit dem vollen Inhalt zugreifbar sein. Danach erhalten sie unterhalb des Titels und dem Lead den Hinweis auf das Archiv (Ausnahme: wenn sie z.B. in einem anderen aktuellen Artikel oder Dossier verlinkt sind).»

Wie versöhnt man das Ziel der Verlage, mit «geschlossenen» Archiven Geld zu verdienen, und den Wunsch, die «Konversation» im Netz aufrechtzuerhalten? (siehe dazu: Simon Waldman: The Importance of Being Permanent)

Begrenzte, eher technische Versuche in diese Richtung gab es schon: Der Bloghersteller Userland hatte im Mai 2003 einen Deal mit der New York Times abgeschlossen. NY-Times-Artikel, welche über einen von Userland generierten RSS Feeds abgerufen werden, sollen auch in Zukunft funktionieren: «If you link in to the Times archive through a link generated by the Radio UserLand aggregator, or compatible software, the link will continue to work in the future, as long as there is no substantial abuse to this system.» (siehe dazu: Accessing the NY Times archive through their RSS feeds)

Massentauglich ist dieser Ansatz nicht, zeugt aber immerhin von einem gewissen Problembewusstsein.

Mehr dazu:

Medienspiegel.ch: «NZZ» hat online dicht gemacht

Medienspiegel.ch: «NZZ»-Verweise: Tot!

PressThink: Guest Writer Simon Waldman: The Importance of Being Permanent

Userland: Accessing the NY Times archive through their RSS feeds

DaveNet : NY Times Archive, Weblogs and RSS

onlinejournalismus.de: NZZ online: Abschied vom Internet

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