Suhrkamp mahnt Schockwellenreiter ab

Netzkultur

Der Schockwellenreiter wird vom Suhrkamp-Verlag abgemahnt, weil er einen externen Link auf eine PDF-Version des neuen Romans von Martin Walser veröffentlicht hat. Unglaublich! Nachdem Suhrkamp an Journalisten per E-Mail den Volltext von „Tod eines Kritikers“ versandt hat, kommt nun – oh Wunder – das grosse Erwachen. Frage: Wie dumm muss man eigentlich sein?
Schockwellenreiter: Suhrkamp-Verlag treibt Blogger in den Ruin!
„Sie bieten auf Ihrer Website einen Link auf eine Seite an, von welcher das vorbezeichnete Werk heruntergeladen werden kann. Aus der weiteren Kommentierung dieses Links und dem damit in Bezug genommenen Inhalt ergibt sich Ihre Kenntnis von der mit der Webveröffentlichung verbundenen Urhebrerrechtsverletzung. Damit haften Sie nach dem Teledienstegesetz auf Unterlassung.“
Nachfolgend einige Kommentare:
rohrpost Mailingliste (E-Mail von textz.com): „nur kurz, mit bitte um weiterleitung: wegen der grossen nachfrage (http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,200654,00.html) haben wir das jetzt mal in unseren textz.com muelleimer geworfen: #### — dass wir martin walser, auch ohne sein neues buch gelesen zu haben, fuer ein arschloch halten, versteht sich hoffentlich von selbst — schoenen gruss, textz.com“.
Telepolis: La règle du jeu
„Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Nonchalance dabei das Internet gehandhabt wird. Wer heutzutage bei einem Skandal dieser Größenordnung darauf pocht, das Skandalon selbst habe geheim zu bleiben, nachdem er es per Email in alle Richtungen hinausgeblasen hat, muss sich Fragen nach seiner Glaubwürdigkeit gefallen lassen.
(…)
Besonders komisch ist in diesem Zusammenhang die Strapazierung des Begriffes ‚Urheberrecht‘, denn inwieweit der Verlag durch seine hemdsärmeligen Verteilaktionen das Urheberrecht seines eigenen Autors selbst gebrochen hat, steht noch dahin. “
Spiegel: Illegales E-Book: Tod eines Buches
„Den Verkauf des Bandes schädigen dürfte die unerlaubte Vorveröffentlichung aller Erfahrung nach nicht: Es ist längst nicht das erste Mal, das ein Buch vor Veröffentlichung im Web erscheint. Anders als bei Musikdateien erhält man mit dem Text im Web keinen vollgütigen Ersatz für das gedruckte Werk: Im Web stellt sich der Text als weitgehend absatzlose Textwüste dar, die zu lesen eine echte Qual bedeuten dürfte.“
Netzeitung: Walser-Roman als Raubkopie im Netz
„Schaden wollte der Suhrkamp-Verlag mit seiner Mail begrenzen, nun ist er viel größer. Damit sich alle interessierten Journalisten ein Bild von dem umstrittenen Roman Martin Walsers machen konnten, verschickte der Verlag am 30. Mai per E-Mail das Manuskript.“