MACHT Jahrhundertelang schon grübeln

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MACHT
Jahrhundertelang schon grübeln Denker darüber, was den offenbar nicht zu sättigenden Hunger nach Macht auslöst. Was entscheidet darüber, wem der Weg bis an die Spitze gelingt? Und schließlich: Wie wirkt sich der Genuss der Macht auf den Mächtigen aus?
Nachfolgend eine Zusammenfassung der Spiegel-Titelgeschichte 11/2001:
» Spiegel: Im Rausch der Macht
» Spiegel: Machiavelli und Haribo
» Spiegel: Der will mich schlachten
» Spiegel: Die Droge Politik
Foucault und Nietzsche
«Wir kämpfen alle gegen alle», sagte der französische Philosoph Michel Foucault und griff damit einen Gedanken seines Vorgängers Friedrich Nietzsche auf, der im Streben nach Macht geradezu ein Naturgesetz sah: «Nur, wo Leben ist, da ist auch Wille: aber nicht Wille zum Leben, sondern Wille zur Macht!»
«Es gibt nur noch sehr wenige Arbeiten zum Thema Macht“, sagt Wolfgang Scholl, Sozialpsychologe an der Berliner Humboldt-Universität, und auch sein Münchner Kollege Dieter Frey erklärt, Macht habe international in der Wissenschaft „nicht die Bedeutung, die sie gemessen an der Wichtigkeit im Alltagsleben verdient».
Das Standardwerk der Machtanalyse, «The Powerholders» von dem US-Sozialpsychologen David Kipnis, stammt denn auch aus der Mitte der siebziger Jahre. Darin enthalten ist die bisher fundierteste Beschreibung von «metamorphen Wirkungen der Macht».
Wer andere beherrsche, so heißt es darin, der schreibe Erfolge sich, Fehlschläge hingegen seinen Mitarbeitern zu. Auf Dauer führe dies dazu, dass Menschen in Machtpositionen «sich für wertvoller halten als ihre Untergebenen». Untersuchungen haben gezeigt: Je mehr ein Chef Zwang und Druck ausübt, umso geringer schätzt er seine Mitarbeiter.
«Wenn Menschen Macht haben, ist es naiv anzunehmen, sie würden sie uneigennützig einsetzen», sagt der Evolutionsforscher Bruce Charlton von der University of Newcastle upon Tyne.
«Menschen lieben es zu dominieren», sagt auch Christopher Boehm, Anthropologe der University of Southern California. «Wir tragen die aggressive Rivalität unserer Vorfahren noch in uns.»
«Macht scheint süchtig zu machen», bilanziert van den Dennen, «je mehr man hat, desto mehr will man.» Und auch der Münchner Sozialpsychologe Frey hält den Machthunger für einen evolutionär bedingten Drang des Individuums: «Ein zentrales, menschliches Motiv ist das Bestreben, seine Kontrolle auszuweiten.»
Das Experiment
Wie verändert sich der Mensch, wenn er Macht über andere gewinnt? Stachelt ihn ein innerer Dämon zu Erniedrigung und Quälereien an? Der Kinofilm «Das Experiment» schildert die Dynamik der Tyrannei – und ruft einen Menschenversuch mit beklemmendem Ausgang in Erinnerung. Das Experiment basiert auf dem 1971 an der Stanford University durchgeführten «Stanford Prison Experiment».
The Stanford Prison Experiment
What happens when you put good people in an evil place? Does humanity win over evil, or does evil triumph? These are some of the questions we posed in this dramatic simulation of prison life conducted in the summer of 1971 at Stanford University.
» The Stanford Prison Experiment: A Simulation Study of the Psychology of Imprisonment