Wir sind eine journalistische Stilform!

Blogging / Online-Journalismus

Wir leben in einer aufregenden Zeit. Am Donnerstag hatten die Weblogs in Spiegel Online noch die «kritische Masse» erreicht. Und ab Montag wird es im gedruckten Spiegel bereits heissen:

«Online-Tagebücher, sogenannte Blogs, setzen sich als eigene journalistische Stilform allmählich auch in Deutschland durch. Die Internet-Chronisten können zur Gefahr für Politiker und Unternehmen werden. Doch Glaubwürdigkeit wird nicht immer mitgeliefert.»

in Spiegel: Tägliche Ration Wahnsinn

Zwei Spiegel-Artikel in einer Woche? Wenn das keine Trendwende darstellt. Im vergangenen Oktober waren Weblogs mehrheitlich journalistisch noch irrelevant. Bei Onlinejournalismus.de liess sich Mathias Müller von Blumencron, Chefredakeur von Spiegel Online, mit folgender Aussage zitieren: «Aber heutzutage muss eben alles Blog heißen. Dazu kommt, dass 99 Prozent der Blogs einfach nur Müll oder zumindest journalistisch einfach nicht relevant sind. Es handelt sich um eine interessante Entwicklung, die aber den Journalismus nicht grundsätzlich verändern wird.»

Die Berichterstattung über Weblogs überschlägt sich zur Zeit: Das ZDF berichtet über den Kampf zwischen David «Bildblog» und Goliath «Bild-Zeitung». In den vergangen Tagen gab es eine Fülle von Zeitungsartikel über Weblogs und die Flutkatastrophe. Und laut Blogbar.de plant das SAT.1-Wissensmagazin «Planetopia» einen Beitrag über Blogger. Ich wäre für eine Pause.

Update:

Robert John von Pickings.de macht sich zu diesem Thema nochmals grundsätzlichere Überlegungen: «Aber wer Weblogs analysieren will, sollte dafür auch spezifisch auf Weblogs zugeschnittene Maßstäbe der Beurteilung anwenden. Die meisten Artikel zu Weblogs thematisieren die Besonderheiten viel zu wenig. (..) Wo Massenmedien Irrelevanz erzeugen und die Menschen zu Objekten machen, sind es Weblogs, in denen sich die Menschen ihre Individualität zurückerobern und die Bedeutung des Subjekts betonen.»

majo von IT&W pflichtet diesen Überlegungen bei: «John betont einen in meinen Augen sehr wichtigen Aspekt der plötzlichen Medienaufmerksamkeit: kaum jemand geht auf die Eigenschaften ein, die Blogs einzeln und als ‹Schwarm› haben (Links! Links! Links!); fast alle Artikel messen die Weblog-Szene mit den Maßstäben der Online-Presse – die nun bei Gott auch sehr heterogen ist.»

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